Streamer sind auch nur Menschen

Streamer sind auch nur Menschen: Druck, Kritik und Social Media

Melina Sophie und Joey`s Jungle sind nur zwei große Namen in der Youtube Szene, die in den letzten Wochen ihren kompletten Ausstieg verkündet haben. Immer wieder fällt mir auf, dass der Erwartungs- und Erfolgsdruck auf Content Creatoren doch teilweise enorm hoch sein muss. Trotz jeglichem Hype, am Ende sind Streamer auch nur Menschen.

Sie leben ihren Traum mit vielen Schattenseiten

Wer es als Streamer auf Twitch oder Youtube schafft auf Teilzeit oder Vollzeit zu gehen, hat das ganz große Los gezogen. Nur wenige Streamer haben die Ausstrahlung, die einzigartige Stimme, Talent oder Glück, das Hobby zum Beruf werden zu lassen. Von vielen kleinen Streamern sowie Zuschauern werden sie oft beneidet, die ebenfalls zum Großteil davon träumen, ihr Hobby beruflich ausüben zu können.

Erfolg auf Twitch und Youtube bringt allerdings auch viele Schattenseiten mit sich. Wer es ganz nach oben schafft, verdient unglaubliche monatliche Summen und fühlt sich finanziell in einem Schlaraffenland. MontanaBlack88 hat schon öfters geäußert, dass er lieber weniger verdienen und dafür mehr Privatsphäre gewinnen würde.

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Mit hoher Konzentration achten größere Streamer peinlich genau darauf, dass sie keine Adresse oder Telefonnummer leaken, da sie Besuch oder Anrufe von Zuschauern fürchten. In vielen Streams sieht man auch, dass die Content Creatoren mitten am Tag ihre Rollläden herunterlassen, da sie nicht wollen, dass ihre Zuschauer erkennen, wo sie wohnen. Das Leben vor der Haustüre verändert sich, man bleibt auf der Straße nicht mehr unentdeckt und kann sich im Sonntagsoutfit durch die Innenstadt bewegen.

Streamer sind auch nur Menschen- der große Druck und Erwartungshaltung

Das Leben als Content Creator ist schön, aber auch sehr anstrengend. Streamer mit sehr großer Reichweite haben hier etwas weniger Probleme, da die Einnahmen eher überzogen als am Existenzminimum liegen. Es gibt allerdings auch so viele Streamer, die kratzen an den 300-500 Zuschauern und deren Einnahmen reichen gerade so, damit sie sich finanzieren können.

Der Druck immer wieder neue Unterhaltung und Content abzuliefern, ist bei vielen Streamern unglaublich groß. Mehrere Tage ohne Livestream oder neuen Videos bedeuten durchaus großen Umsatzeinbruch aber auch die wesentlich größere Gefahr, der Verlust einiger Stammzuschauer. Die Konkurrenz ist groß, jeder Zuschauer hat reichliche Auswahl, wie und wo er unterhalten werden möchte.

Schwäche wird von den wenigsten Menschen öffentlich gepostet, alles eher mit einem Lächeln überdeckt. Die Reaktion auf Zuschauerkommentare, wie: “Du hast ja einen Traumjob. Sitzt nur da und verdienst spielend Geld”, lässt durchblicken, wie groß am Ende im Offstream der Druck tatsächlich ist. Es ist kein Job wie jeder andere, ein fast täglicher 5-8 Stunden Stream geht meist Planung, Videoschnitt, Gespräche mit einem Management sowie Sponsoren und Terminplanung mit anderen Content Creatoren voraus. Oftmals wesentlich mehr als nur eine 40 Stunden Woche.

Social Media und Kritikwelle

Wie man im nachfolgenden Bericht über den Ausstieg der Youtuberin Melina Sopie lesen kann, ist der Umgang mit Social Media mit Vorsicht zu genießen.

“Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, mit solch vielen Feedbacks umzugehen. Er ist dafür ausgelegt in Gruppen von wenigen dutzend Leuten zu sein… Wenn 10 Leute dich scheiße finden, dann war das immer ein riesen Problem für dich. So ist die Psyche gebaut. Wenn jeden Tag hunderte Menschen Feedbacks abgeben, dann fickt das mit der Psyche…”

Rezo in der Reaktion auf den Ausstieg von Joey
Rezo über Joey`s Ausstieg - Streamer sind auch nur Menschen

Kritik aus diesem Personenkreis nehmen wir oft sehr persönlich und es beschäftigt unsere Psyche. Der Mensch ist nicht geschaffen für den Umgang mit mehreren tausend oder millionen Followern. Bekommt man im kleinen Kreise Kritik, arbeitet dies bereits an der Psyche. Eine große Reichweite bedeutet allerdings auch wesentlich mehr Kritik, Beleidigungen und Neidfaktoren. Wer hier keine starke Psyche entwickelt, wird früher oder später daran scheitern.

Der Ausstieg von Melina Sophie und Joey`s Jungle

Mit 1,8 Mio Abonnenten auf Youtube, 3,6 Mio auf Instagram und 1,5 Mio Follower auf Twitter hat Melina Sophie ihren Ausstieg aus dem öffentlichen Leben im Dezember 2021 überraschend verkündet und alle Videos aus dem Netz genommen. Im Jahr 2015 erhielt sie die Bravo Otto Auszeichnung “Social-Media-Star”, in den Jahren 2016 und 2017 den Webvideopreis Deutschland.

„Wer mich kennt, der weiß, dass ich die letzten 1-2 Jahre mental ganz schön zu kämpfen hatte. Jetzt bin ich endlich an einem Punkt angekommen, an dem ich mich wohlfühle, an dem ich wirklich zufrieden bin. Die Entscheidung war ein ganz wichtiger Punkt auf dem Weg der Genesung… Jetzt ist es Zeit für ein neues Kapitel und das möchte ich gerne alleine schreiben.“, Melina Sophie im Abschiedsvideo.

“Nutzt Social Media portioniert und mit Vorsicht”

Ratschlag von Melina Sophie im Abschiedsvideo

“In Social Media ist so viel nicht echt”, meint Melina Sophie und fühlt sich mit ihrer Entscheidung des Ausstiegs pudelwohl. In den letzten zwei Jahren ging es ihr psychisch alles andere als Gut, der Druck, Erwartungshaltung und Social Media wurden zu groß. Nun beginnt sie trotz des riesigen Erfolges ein neues Kapitel.

Sein Leben komplett auf Youtube hatte auch Joey ausgerichtet Mit 1,9 Millionen Abonnenten auch eine ganz große Nummer in der Youtube Szene. Er bemerkte, dass das Leben an ihm vorbei zog und er sich nur seinem erfolgreichen Content widmete und der Druck enorm groß wurde. Eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen, aber jetzt ist auch für ihn erst einmal Schluss.

Auf diesem Wege Melina und Joey großen Respekt für ihre Entscheidung und alles Gute auf dem Folgeweg.

Streamer sind auch nur Menschen

Am Ende bleibt es lediglich in diesem Artikel dabei, manchen Leuten das Bewusstsein für den Umgang mit Twitch, Youtube und vorallem Social Media zu öffnen. Gehe respektvoll mit allen Personen um und mische dich bei Konflikten zwischen Content Creatoren auf Social Media nicht noch zusätzlich ein. Die Reichweite eines jeden Influencers ist auch eine unberechenbare Macht, die man auch gezielt einsetzen kann um eine andere Person zu schaden.

Nimm auch öfters mal eine Social Media Pause. Du wirst erkennen, dass du als Mensch darauf eigentlich überhaupt nicht angewiesen bist.

Unterstütze kleinere Streamer, die von ihrem Content leben und springe nicht unbedingt auf jeden Hypetrain größerer Streamer auf, nur um von ihnen mal in einem Livestream namentlich genannt zu werden. Größere Streamer verkraften bei monatlich mehr als 3.000 Subs auch gut mal eine Phase, in denen sie 100 oder 200 Subs weniger bekommen. Nimm kleineren, genauso guten Streamern den Druck, dauerhaft live sein zu müssen und gönne ihnen auch mal 2-3 Mal im Jahr einen Urlaub, in dem sie abschalten können ohne Angst, dass sie um ihre Existenz bangen müssen.

Am Ende sind Streamer auch nur Menschen, die auf dich als Zugführer angewiesen sind, um von A nach B zu kommen. Die im Restaurant bei dir als Kellner bestellen und deine Regeln folgen müssen. Respektiere ihre Privatsphäre und Psyche, wie auch sie deine respektieren.

Vielen Dank fürs Lesen!

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JackPackTV
2 Jahre zuvor

Diesen Artikel fühle ich ganz besonders! Danke für die Recherche und Darstellung. Kuss, Kuss, Kuss